Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Volkskrankheiten – doch wusstest du, dass dein Darm dabei eine größere Rolle spielen kann, als du vielleicht denkst? Immer mehr aktuelle Untersuchungen zeigen, dass das Darm-Mikrobiom – also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt – nicht nur unsere Verdauung, sondern auch unsere Schmerzempfindung und körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen beeinflussen kann. Klingt schräg? Lass uns das mal genauer anschauen.
Der Darm – unser zweites Gehirn
Im Darm tummeln sich schätzungsweise etwa 100 Billionen Bakterien, die nicht nur unsere Nahrung verwerten, sondern auch mit dem Immunsystem und dem Nervensystem kommunizieren. Daher scheint es nachvollziehbar, dass man den Darm oft als "zweites Gehirn" bezeichnet. Die sogenannte Darm-Hirn-Achse steht in ständigem Austausch mit unserem zentralen Nervensystem – und damit auch mit der Schmerzwahrnehmung.
Wenn die Balance im Mikrobiom gestört ist – zum Beispiel durch einseitige Ernährung, Stress, Medikamente oder Infektionen – spricht man von einer Dysbiose. Daraus können Entzündungsprozesse entstehen, die sich im ganzen Körper bemerkbar machen. Und genau hier wird’s interessant für alle mit chronischen Rückenschmerzen.

Entzündungen als Schmerzverstärker
Ein unausgeglichenes Mikrobiom kann systemische Entzündungen fördern – also stille Entzündungen, die oft unbemerkt im Körper schlummern. Diese fördern die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen, die sich über das Blut im gesamten Körper ausbreiten. Das wiederum kann die Regeneration und Belastbarkeit von Muskeln, Gelenken und Bindegewebe negativ beeinflussen. Besonders im Rückenbereich kann es dadurch zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit, Verspannungen und einer schlechteren Heilung bei bestehenden Beschwerden kommen.
Umso wichtiger ist es, das Mikrobiom gezielt zu unterstützen – und das beginnt auf dem Teller. Denn was wir essen, beeinflusst maßgeblich, welche Bakterien sich im Darm wohlfühlen und ob sich eine gesunde Balance entwickeln kann.
Warum eine vielseitige Ernährung so wichtig ist
Die Vielfalt an Darmbakterien entscheidet darüber, wie robust und ausgeglichen dein Mikrobiom ist. Und diese Vielfalt hängt stark von deiner Ernährung ab.
Ernährungstipps für einen gesunden Darm

Ballaststoffe aus frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten füttern die guten Bakterien und fördern die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (z. B. Butyrat), die entzündungshemmend wirken und die Darmwand stabilisieren.
- Reichlich trinken und Schadstoffe ausscheiden: z.B. durch Wasser und ungesüßten Tee
- Vielfalt zählt: Iss „so bunt wie möglich“ – mindestens 30 verschiedene pflanzliche Lebensmittel pro Woche
- Fermentiertes einbauen: z. B. Sauerkraut, Joghurt, Kimchi, Kombucha
- Zucker & Fertigprodukte reduzieren
- Gesunde Fette (z.B. in Olivenöl enthalten) und Omega-3-Fettsäuren integrieren: z. B. durch Leinöl, Walnüsse, fetten Fisch
Über all diese Ernährungstipps hinaus ist Bewegung das A und O. Denn eine regelmäßige Bewegung regt den Stoffwechsel und die Darmtätigkeit an. Dafür reicht schon ein täglicher Spaziergang. Besonders zu empfehlen sind das regelmäßige Betreiben von Ausdauersportarten wie Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen.
Was der Darmgesundheit schadet
Wer sich einseitig ernährt, zum Beispiel mit vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln, Zucker und tierischen Fetten aus stark verarbeitetem Fleisch (z.B. Wurstwaren), fördert „schlechte“ Bakterienarten – und reduziert die guten. In Maßen droht hier allerdings natürlich keine Gefahr. Wie bei allem im Leben, geht es um ein ausgeglichenes Verhältnis.
Auch Stress spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um Darmgesundheit – und damit auch um Rückenschmerzen – geht. Wie bereits zuvor erwähnt, stehen der Darm und das Gehirn über die sogenannte Darm-Hirn-Achse in ständigem Austausch.
Chronischer Stress kann diesen sensiblen Austausch aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folge: Der Verdauungstrakt reagiert mit Unwohlsein, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung – alles Signale, dass auch das Mikrobiom leidet. Wer hingegen auf regelmäßige Erholung und ausreichend Schlaf achtet, kann seinem Körper helfen, besser zu regenerieren und mit Belastungen umzugehen – was sich auch positiv auf den Rücken auswirken kann.

Ganzheitlich denken – auch in der Physiotherapie
Wenn Rückenschmerzen bei Patient:innen immer wiederkehren oder chronisch werden, lohnt sich ein Blick über die klassische Muskelarbeit hinaus. Eine physiotherapeutische Behandlung kann durch einen ganzheitlichen Ansatz, der auch den Darm mit einbezieht, langfristig wirksamer sein. Es kann sich also durchaus lohnen, folgende Aspekte in die Therapie mit einzubeziehen:
- Zusammenarbeit mit Ernährungsexperten
- Begleitende Entspannungsverfahren zur Stressreduktion
- Patientenaufklärung über Ernährung und Darmgesundheit
Eine kurze Zusammenfassung zum Schluss: Rückenschmerzen können also mehr sein als ein mechanisches Problem: In diesem Beitrag haben wir dargestellt, dass oft Entzündungen und das Darmmikrobiom eine entscheidende Rolle in Zusammenhang mit anderen Schmerzen spielen können. Mit einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung, ausreichend Bewegung und der Reduktion von Stressfaktoren - also einem Blick auf das große Ganze - kannst du nicht nur deinem Rücken etwas Gutes tun, sondern auch deine allgemeine Gesundheit fördern.
Hinweis: Unsere Beiträge ersetzen keine medizinische Beratung. Bitte kläre deine individuelle Situation immer mit medizinischem Fachpersonal ab.